Wir verzichten dieses Frühjahr auf Urlaub und zelebrieren stattdessen die ersten sonnigen Tage auf Balkonien. Geld und Energie gespart, lässt sich munter in die Ausstattung der paar Quadratmeter investieren, das Outfit kann anschließend ruhigen Gewissens opulent werden. Dank feiner Lektüre brutzeln wir stundenlang in der Sonne, nur Augenschutz und UV-Schutz nicht vergessen! Blumen und Pflanzen gestalten unsere Kulisse. Ob alleine oder in Gesellschaft, ein frostiger Drink sorgt für Abkühlung und schafft eine heitere Atmosphäre. Aufgerüscht geht es schließlich ab an den Bistrotisch, das Picknick kann losgehen!
Kissen von fermliving, Zitrusbäumchen von IKEA, Tischdecke von ZARA HOME, Wasserbomben von TIGER, UV-Stick von LA ROCHE-POSAY, Regiestuhl von IKEA
Auf den Balkonen des Pallaseums wird Kreativität großgeschrieben. Ihre grenzenlose Inspiration schöpft die Pallas-Balkonistin aus ihrem Umfeld, geht bei der Kleiderwahl ähnlich der Gestaltung ihres Balkonreichs vor. Die Pallas-Balkonistin orientiert sich kleidertechnisch an der multikulturellen Nachbarschaft und weiß um ihre urbanen Wurzeln. Die sie umgebende 70er-Jahre Architektur aus vergilbtem Beton animiert sie zur Wahl von kontrastierenden Farbakzenten. Ihr Accessoire ist die Satellitenschüssel. Zum Balkonieren schlüpft die Pallas-Balkonistin schließlich in einen mondänen Kimono, wählt dazu prollige Pumps aus glänzendem Lack. Ein Bandana wickelt sie ähnlich einem Turban um ihren Kopf. Blickt so rauchend in den Sonnenuntergang.
Es riecht nach Knoblauch und nach orientalischen Gewürzen, als ich nach draußen trete. Es ist wärmer als drinnen und meine nackten Füße fühlen sich staubig an auf dem Boden aus Sichtbeton. Es ist der letzte Abend im August und es ist der letzte dieses Sommers auf meinem Balkon.
Mit seinen 2x5 Metern hat er stattliche Maße, sodass ich ihn gerne als Loggia bezeichne, obwohl ich finde, dass das bescheuert und nach in oranger Schwammtechnik verzierter Kitschveranda klingt, aber der Ausdruck ist gut, um die Dimensionen meines Balkons zu verdeutlichen und um mit ihm anzugeben. Seine Wände sind noch immer strahlend weiß, die Balustrade habe ich mit Terrakotta Töpfen bestückt. Seine Fassade schmückt ein majestätischer Rundbogen hoch über der grün bewachsenen Boddinstraße direkt am Rathaus Neukölln.
Ich throne im vierten Stock eines Altbaus, habe freien Blick auf den mittlerweile verdunkelten Himmel und auf hell beleuchtete Fenster, auch auf andere Balkone. Die Geräuschkulisse ist laut und nervtötend. Auf der Straße ist immer Highlife, ruhig ist es nie.
Im Erdgeschoss ist ein bulgarisches Restaurant, die Handy-Melodie vom Besitzer kenne ich auswendig. Um halb elf Uhr abends ist die Straße noch voll Kinder und Babys, die nicht ins Bett müssen. Ich bin selber so müde, dass ich meistens vor ihnen gehe. Ich wundere mich, dass so wenige Bewohner ihren Balkon tatsächlich nutzen. Auch bepflanzt wird er selten. Wird er bepflanzt, wird er aber erst recht nicht benutzt. Gegenüber sitzen drei Männer mit Brillen und Hemd, die oft spät nachts noch auf ihrem Balkon dinieren. Es tönt lauter Hip-Hop, Mädchen und Jungen beleidigen sich. Neulich hat ein Mensch so unsäglich geschrien, dass ich nicht wusste, was ich machen soll. Ein Mann hat nachts dermaßen geflucht, dass ich davon Angst bekommen habe. Meistens wird auf Bulgarisch gestritten und genauso oft wird gesungen und gefeiert.
Mein Balkon gibt mir ein Gefühl von Freiheit und Erhabenheit, ich beobachte, dokumentiere und fantasiere. Heute ist der letzte milde Abend auf meinem Balkon, doch auch im Winter werde ich wachsam sein.
Machen wir uns nichts vor: Das besondere an Sommerrollen ist, dass sie so hübsch aussehen. Aber nicht nur das Auge isst mit, sondern auch die Hände. Mit ein bisschen Übung rollen sie zuerst flink das klebrige Reispapier mit pinkem, orangenem und grünem Inhalt zusammen. Anschließend wird mit den Händen gegessen, denn die Sommerolle zählt zu der Spezies modernen Fast-Foods. Alle Zutaten gibt es im Asia-Supermarkt, sie sind besonders beliebig kombinierbar. Schon bei unserem Klassiker wurde reichlich getrickst, er besteht nämlich aus Feldsalat, gerne auch in Kombination mit Äpfeln oder Birnen. Etwas delikater wird es mit Rindfleisch oder vernünftigen Garnelen. Mit Erdnusssauce servieren.
Berlin-Kreuzberg
Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der Galerie König im
ehemaligen Kirchenbau der Gemeinde St. Agnes.